Erasmus am mediencollege Berlin

Auf nach Paris!

Am Freitag, drei Tage vor dem Praktikumsbeginn, bin ich mit dem TGV nach Paris zum Gare de L’est gefahren und habe dann beim Umsteigen meinen Rucksack im Zug vergessen. Die Ankunft in Paris am Nachmittag hat das alles wieder vergessen lassen, weil ich im Drehkreuz der Metro mit meinen übrigen zwei Koffern und einer Handtasche stecken geblieben bin. Das war aber alles egal, weil ich in meinem Studio Apartment angekommen bin und mein Viertel, das 19eme Arrondissement erkundet habe.

Ich wohne direkt neben dem Kanal de Saint Martin, eine Studentenecke mit vielen Cafés und Bars, die ab 17h rappelvoll sind. Es hat mich überrascht, dass die Pariser nur Drinks bestellen. Kein Essen, nicht einmal um 20h. Ich schätze, das liegt an den Preisen. Der Abendhimmel ist wunderschön, vor allem wenn es tagsüber geregnet hat. Die Ecke ist voll von Blumenläden, Einkaufsläden und Spätis. Ich fühle mich hier sehr wohl. Zum Zentrum brauche ich 20 Minuten mit der Metro. Zur Arbeit laufe ich in 20. Der erste Tag hat gut angefangen, wir sind vier Praktikanten im Atelier von Montex. Außer mir gibt es noch eine Japanerin, einen Spanier und eine Ukrainerin, alle sind unglaublich nett. Wir wurden von den Mitarbeitern begrüßt und herumgeführt. Sie sprechen mit uns auf Französisch, falls wir etwas nicht verstehen, dürfen wir auf Englisch fragen. Die Arbeitszeiten sind toll, zwei 20-Minuten-Pausen um 11 Uhr und um 16 Uhr. Eine Stunde Mittagspause, mit wahnsinnig leckerem Essen von der Kantine, Feierabend um Punkt 17 Uhr.

Letzte Woche haben wir Praktikanten an der Dekoration für das Festival de Hyeres, welches am 15. September stattfindet, gearbeitet. Die Chefin des Ateliers sitzt dieses Jahr in der Jury. Außerdem haben wir am „atelier participative“ gearbeitet. Wir sticken Paris als Landkarte mit Perlen, Pailletten und Mini- Betonklötzen. Das wird als Ausstellungsstück in die Galerie des Le19M gehen, das Gebäude, in dem die 11 Werkstätten von Chanel liegen. Langsam geht es in die Vorbereitung der Fashion Week, sie beginnt am 26. September. Es wird intensiv an der Prêt-à-porter gearbeitet. Vor Weihnachten wird dann mit der Haute Couture angefangen. Praktikanten dürfen dort auch mitarbeiten, weil jede Hand gebraucht wird. Beobachten zu dürfen, was die Sticker*innen täglich mit Taschen, Sneakern, auf Organza und Tüll anfertigen, ist eine große Bereicherung.

Ich freue mich sehr, hier zu sein. Es ist nicht immer einfach mit der Sprache, aber es wird täglich besser. Mein Arbeitsplatz ist tagsüber sonnendurchflutet und die Stimmung ist konzentriert. Das wird intern “L’ambiance Chanel“ genannt. Es macht Spaß, die Outfits und den Style der Pariser zu beobachten, es ist witzig, immer dann über die Ampel zu gehen, wenn es einem passt, und nicht ganz brav auf Grün zu warten. Und mein Rucksack, den ich im Zug vergessen hatte, ist auch gestern irgendwo in Münster wieder aufgetaucht.

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